Bericht Similaun Gletschertour

Sieben Männer zwischen 20 und 65 Jahren trafen sich am Montag Mittag in Vent am Parkplatz der Seilbahn. Das Wetter klarte auf und versprach optimal zu werden. Weiße gepuderte Spitzen bei blauem Himmel und von der Sonne beschienen Hängen – traumhaft! Nach letzten Absprachen und Materialcheck gehts los: Nach einem zunächst steilen Anstieg dann ein langer gestreckter, das Bergpanorama immer weiter vervollständigender Weg. Perfekt, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Vorbei an der Martin Busch Hütte. Dann wird der Weg schmaler, teilweise durch Schnee, direkt entlang des sprudelnden Bergbaches, der das Wasser Richtung Vent abführt – das auch in diesem Sommer mehr als im Winter als auf den Gletscher gefallen ist – die Auswirkungen des Klimawandels sind in der negativen Massenbilanz des Gletschers ersichtlich.

Die letzten Meter auf die Simliaunhütte hoch müssen wir einige griffige Schneefelder passieren. Bei der Ankunft an der Hütte erahnen wir erstmals den atemberaubenden Ausblick, den man vom Gipfel haben muss. Einem geselligen Hüttenabend folgt eine kurze Nacht und ein frühes Frühstück. Am Morgen dann: Im Schein der Kopflampe nochmal die Ausrüstung checken, Klettergurt anlegen und dann ab in den kalten Morgen. Nach dem Gewusel in der Hütte nun Ruhe. Die Tritte sicher setzen. Der Atem geht gleichmäßig, niemand spricht – der Geist kommt zur Ruhe und es liegt ein Frieden in der Luft. Am Gletscher angekommen legen wir die Eisen an und bilden eine Seilschaft. Nun geht es gezwungenermaßen im gleichen Schritt stetig den sanft geschwungenen Gletscher hoch. Wir laufen die ganze Zeit im Schatten, bis wir dann nach etwa einer Stunde in die Wärme der Sonne treten.

So geht es weiter. Aufregender wird es dann, als wir über ein Wirrwarr aus Spalten müssen und nun Seildisziplin und Trittsicherheit über die Schneebrücken gefragt ist. Der letzte Aufschwung zum Gipfel muss über Blockwerk gekraxelt werden, teilweise etwas ausgesetzt. Belohnt werden wir mit einem herrlichen Ausblick. Konzentriert steigen wir wieder ab. Angeseilt auf dem Gletscher ist man nie alleine, kann aber wegen der Abstände seinen eigenen Gedanken nachgehen. In diesen zwei Tagen haben wir immer wieder Zeiten gefunden unseren Glauben zu teilen – sei es durch gemeinsames Gebet oder durch den Austausch über Fragen, die uns beschäftigen. Eins passiert bei mir immer auf einem Gletscher: Das Staunen über die Dimensionen der Schöpfung Gottes. Unsere Kleinheit dagegen und schlechthinnige Abhängigkeit vom Schöpfer.

Was auch im Kopf bleibt: Wir sind froh noch hier oben gewesen zu sein, bevor die Gletscher weggeschmolzen sind.

Zurück auf die Hütte und dann alles wieder runter – das dauert lange und zieht sich wie Kaugummi. Ein bisschen müde und voll von neuen Eindrücken kommen wir am späten Nachmittag wieder am Ausgangspunkt der Tour an. Was für ein geniales Wetter wurde uns geschenkt! Was für eine gute Gemeinschaft durften wir am Berg erleben!